Beständigkeit

Aus Yogawiki

Beständigkeit kommt von Stand, von Stehen. Beständigkeit ist die Fähigkeit, fest zu stehen, auch wenn es schwierig wird. Beständigkeit beweist sich insbesondere bei Herausforderungen, bei Versuchungen und Prüfungen. Beständigkeit bedeutet sowohl, dass man bei seinen Vorsätzen bleibt, als auch dass man über einen längeren Zeitraum eine Sache verfolgt. Gerade in Meditation und Yoga ist Beständigkeit sehr wichtig. Und es gilt, dass die Übung der Beständigkeit durch regelmäßige spirituelle Praxis auch Beständigkeit im Alltag begünstigen kann.

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Unflexibilität und Beständigkeit

In der heutigen Welt wird so viel darüber gesprochen, dass man flexibel sein muss. Menschen sind auch sehr flexibel geworden. Die Arbeitswelt erfordert viel Flexibilität, ständig andere Arbeitsbedingungen und Umstrukturierungen. Das was man früher in der Schule, im Beruf, im Handwerk oder in der Berufsschule gelernt hatte, ist heute kaum mehr gültig. Viele haben, mindestens in meinem Alter, in ihrer Jugend nichts von Computern gewusst. Vieles was man vor 20 Jahren über Computer gelernt hat, ist heute überflüssig. So viel ändert sich. Es ist das Jahr 2016, man spricht bald von Industrie 4.0, wo Roboter noch mehr übernehmen werden und Büroarbeit sich noch mehr ändern wird. Alles ändert sich und es wird große Flexibilität gefordert aber auch benötigt. Im Yoga trainieren wir ja auch körperliche und geistige Flexibilität.

Aber eine gewisse Beständigkeit ist auch wichtig. Nicht umsonst gibt es gar nicht mal wenige Mensche in unserem Zeitalter, die eine Vata-Störung haben. Vata heißt Unruhe, Angst, nicht schlafen können, Nervosität, Stress. Die ständige Anforderung, immer wieder flexibel zu sein, kann zu einer Vata-Störung führen. Als Ausgleich braucht es auch eine gewisse Beständigkeit und Stabilität.

Ich empfehle tatsächlich: Sei in bestimmten Gewohnheiten unflexibel und nimm dir bestimmte Dinge vor. Zum Beispiel bin ich Veganer, ich esse kein Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte. Da bin ich ziemlich unflexibel, beständig. Ich esse auch weitestgehend gesund, aber eine gewisse Flexibilität habe ich dann auch. Ich esse auch mal ein veganes Eis oder vegane Schokolade. Aber nicht viel. Also, bei bestimmten Dingen bin ich unflexibel und bei anderen bin ich flexibel. Genauso bin ich unflexibel, jeden Tag Meditation. Es gibt für mich keinen Tag ohne Meditation. Jeden Tag Asana und Pranayama. Wie viel das ist, da habe ich eine gewisse Flexibilität. Mindestens 20 Minuten Meditation, eine knappe Stunde für Asanas und Pranayama. Hier bin ich unflexibel. Aber manchmal ist es auch mehr. Da ist eine gewisse Flexibilität.

So braucht es eine gewisse Stabilität, gewisse Dinge, die du dir vornimmst, und dich dran hälst. Bei anderem kannst du eine Flexibilität haben, schauen, wie du gestimmt bist und was besser ist. In diesem Sinne, bei aller Flexibilität, die heutzutage gefordert ist, und als spiritueller Aspirant, bei aller Flexibilität, die man auch braucht, bei bestimmten Dingen brauchst du deine Prinzipien und Beständigkeit.

Beständigkeit in der Spirituellen Praxis

Yoga Vedanta zum Thema Beständigkeit in der spirituellen Praxis: Was ist die Rolle der Beständigkeit auf dem spirituellen Weg? Wie kann man Ausdauer entwickeln, um wirklich voran zu schreiten? Sukadev gibt einige wichtige Tipps für ernsthafte spirituelle Aspiranten. Inspirationen aus einem Buch von Swami Chidananda.

Drei Arten von Beständigkeit

Sattwige Beständigkeit: Regelmäßig Yoga üben

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Sattwige, rajasige und tamasige Beständigkeit.

Kommentar zur Bhagavad Gita 18. Kapitel ab Vers 33.

Krishna hat in einigen Versen gesagt, dass Beständigkeit wichtig ist. Das es wichtig ist verlässlich zu sein. Aber, alles was in einem Kontext richtig ist ist in einem anderen Kontext nicht richtig und so spricht Krishna von sattwiger, rajasiger und tamasiger Beständigkeit und auch das ist wichtig zu unterscheiden. Ich will den 33., 34. und 35. Vers erst auf Sanskrit lesen, dann auf Deutsch übersetzen.

Vers 33:

dhṛtyā yayā dhārayate manaḥprāṇendriyakriyāḥ yogenāvyabhicāriṇyā dhṛtiḥ sā pārtha sāttvikī

Vers 34:

yayā tu dharmakāmārthān dhṛtyā dhārayate ’rjuna prasaṅgena phalākāṅkṣī dhṛtiḥ sā pārtha rājasī

Vers 35:

yayā svapnaṃ bhayaṃ śokaṃ viṣādaṃ madameva ca na vimuṃcati durmedhā dhṛtiḥ sā pārtha tāmasī

Sattwige Beständigkeit

Die unerschütterliche Beständigkeit, durch welche mittels Yoga die Funktionen von Geist, Lebenskraft und Sinnesorganen bezähmt worden sind, diese Beständigkeit oh Arjuna, ist sattwig.

Also welche Beständigkeit ist sattwig? Wenn man Yoga übt. Also wenn Du regelmäßig Yoga übst, das ist sattwige Beständigkeit. Egal ob Du Lust hast oder nicht Lust hast, egal ob es Dir gerade liegt oder nicht liegt, übe jeden Tag deine spirituellen Praktiken. Und durch diese Praktiken bezähmst Du langsam Geist, Prana und Sinnesorgane. Das ist also eine Beständigkeit, die sattwig ist. Regelmäßigkeit in der Yogapraxis. Und auch eine Beständigkeit in allem, was Dir hilft Deine Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Über einen längeren Zeitraum alles daran zu setzen Deinen Geist, Dein Prana und Deine Sinnesorgane zu zähmen, das ist eine sattwige Beständigkeit.

Rajasige Beständigkeit

34. Vers:

Das aber, oh Arjuna, was den Menschen auf Grund von Verhaftung und Wunsch nach Belohnung an Pflicht, Vergnügen und den Erwerb von Reichtümern festhalten lässt, diese Beständigkeit, oh Arjuna ist rajasig. Hier geht es also um das Motiv. Wenn Du deshalb beständig bist, weil Du eine Belohnung erhoffst, Geld erhoffst oder Reichtum erhoffst, Vergnügungen erhoffst, Ansehen erhoffst, Besitz erhoffst und so weiter, diese Beständigkeit ist rajasig.

Zum Beispiel Menschen in der Wirtschaft, die viel Geld haben wollen, eine Stellung erreichen wollen, die sind oft sehr beständig. Oder auch um eine Macht zu bekommen in der Politik und so weiter, da gibt es Menschen, die sind sehr beständig. Und es gibt auch Menschen, die sehr beständig sind um irgendwelche Sinnesvergnügungen bekommen zu können. Es gibt manche Menschen, die schuften sehr viel und sehr lange, nur um nachher einen Urlaub in irgendwelchen Vergnügungszentren zu bekommen. Also all das ist eine rajasige Beständigkeit.

Dagegen eine Beständigkeit, wo es darum geht Gott zu dienen, Gutes zu tun für andere und Deinen Geist zu beherrschen, das ist eine sattwige Beständigkeit. Jetzt schauen wir, was ist tamasige Beständigkeit.

Tamasige Beständigkeit

Vers 35:

Das, was einen törichten Menschen nicht auf Schlaf verzichten lässt, Furcht, Kummer, Verzweiflung und auch Selbstgefälligkeit – diese Beständigkeit oh Arjuna, ist tamasig.

Also es gibt manche Menschen die meinen, sie brauchen 9, 10, 11 Stunden Schlaf. Und sie können es sich nicht anders vorstellen. Das ist tamasige Beständigkeit. Normalerweise brauchen Menschen zwischen fünf und acht Stunden Schlaf, die meisten spirituellen Menschen brauchen 6-7 Stunden Schlaf. Wenn Du jetzt mehr schläfst als Du brauchst ist es schon tamasig.

Oder, wenn Du einfach aus Furcht bei etwas bleibst, Du hast irgendwo Angst, wenn Du nichts mehr machst dann geschieht Dir ein Übel. Das ist auch eine tamasige Beständigkeit. Oder auch Selbstgefälligkeit. All das ist eine tamasige Beständigkeit.

Oder auch wenn Du einfach in Deinen Sorgen verhaftet bleibst, wenn Du einfach pausenlos Dir Sorgen machst. Es gibt Menschen, die sind sehr beständig im Sorgen machen. Und auch anderen Sorgen einjagen.

Oder auch Verzweiflung, wegen einer Verzweiflung Dinge nicht tun, oder aus Verzweiflung Dinge nicht mehr aufhören. Das ist eine tamasige Beständigkeit.

Und wiederum von mir der Appell: Überlege – hast Du überhaupt Beständigkeit und wenn ja, ist es eine sattwige, rajasige, tamasige Beständigkeit. Krishna hat ja vorher gesagt: Du brauchst Begeisterung und Du brauchst Beständigkeit in Deinem sattwigen Karma Yoga. Aber die Beständigkeit soll kommen, um zu dienen, um Gott zu dienen, um zur Erleuchtung zu kommen und Deinen Geist unter Kontrolle zu bringen. Bist Du dort beständig? Es gibt nämlich manche Menschen die sind beständig wenn es um Gelderwerb geht, oder wenn es darum geht etwas zu bekommen was sie wollen. Aber sie sind sehr unbeständig mit den spirituellen Praktiken. Krishna empfiehlt sattwige Beständigkeit als Grundlage in den spirituellen Praktiken, im dienen, im erfüllen Deiner Verantwortungen. Das war es für heute. Bis zum nächsten Mal alles Gute.

Video - Drei Arten von Beständigkeit

Beständigkeit ist nicht immer positiv: Beständigkeit in schlechten Gewohnheiten ist gar nicht so gut. Daher unterscheidet Krishna in der Bhagavad Gita drei Arten von Beständigkeit:

  • Tamasige Beständigkeit: Das ist Trägheit, bzw. Hängenbleiben in schlechten Gewohnheiten
  • Rajasige Beständigkeit: Wunschgetriebene Konstanz
  • Sattvige Beständigkeit: Beim Guten bleiben, seine Vorsätze in die Tat umsetzen, eine gewisse Geduld

Hier ein Videovortrag dazu, ein Kommentar zu den Versen 33-35 des 18. Kapitels der Bhagavad Gita:

Beständigkeit statt ständigem Wechsel

Übung des Kopfstand kultiviert Stabilität

- Auszug aus dem Buch "Konzentration und Meditation" von Swami Sivananda -

Ein rajasiger Geist verlangt nach immer neuen Dingen, nach Abwechslung und Vielfalt. Er möchte an einen anderen Ort, anderes Essen – kurz, Veränderung und Neues bei allem. Trainiere den Geist, bei einer Sache zu bleiben. Wer ständig etwas Neues will, dem fehlt die Eignung für raja-yoga. Bleibe an einem Ort, bei einem spirituellen Lehrer, bei einer Übungsdisziplin, bei einem Yogasystem. So wirst du ganz sicher Erfolg haben.

Kultiviere echte, intensive Sehnsucht nach Gottverwirklichung. Das überwindet alle Hindernisse und Konzentration fällt ganz leicht. Eine momentane emotionale Aufwallung aus reiner Neugier oder um übersinnliche Fähigkeiten zu bekommen, bringt kein greifbares Ergebnis.

Wenn du

werden Gegenkräfte dich vom Weg abbringen. Du strandest und es wird dir schwer fallen, wieder auf die bereits erreichte Stufe zu kommen. Deshalb: Praktiziere regelmäßig!

Beständigkeit

Erlange Beständigkeit des Geistes durch Selbsterforschung

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -

Beständigkeit in der Selbst-Erforschung ist einer der wichtigsten sattvigen Werte, weil sie emotionale Probleme direkt löst, indem sie die Gedanken angreift, die sie produzieren, und negative Emotionen in positive Emotionen verwandelt. Ja, karma-yoga produziert sattva und baut Selbstwertgefühl auf, aber sein Zauber entfaltet sich langsamer. Dieser Wert impliziert Wertschätzung für die Hinwendung zu Gott und das Studium der vedānta-Schriften.

Beständigkeit und andere Tugenden

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Beständigkeit in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Beständigkeit

Ähnliche Eigenschaften wie Beständigkeit, also Synonyme zu Beständigkeit sind z.B. Ausdauer, Zuverlässigkeit, Beharrlichkeit, Stetigkeit, Stehvermögen.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Beständigkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Sturheit, Fanatismus, Verbissenheit, Abhängigkeit. Daher braucht Beständigkeit als Gegenpol die Kultivierung von Spontanität, Offenheit, Herzlichkeit, Authentizität .

Gegenteil von Beständigkeit

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Beständigkeit, Antonym zu Beständigkeit :

Beständigkeit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Beständigkeit

Beständigkeit kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Beständigkeit in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Beständigkeit zu kultivieren. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Beständigkeit kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein beständigerer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Beständigkeit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Beständigkeit". Mehr Möglichkeiten zu Affirmationen findest du weiter unten
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine solche Affirmation: "Ich bin beständig".

Klassische Autosuggestion für Beständigkeit

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin beständig

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

Entwicklungsbezogene Affirmation für Beständigkeit

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin beständig" - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Beständigkeit
  • Ich werde beständig
  • Jeden Tag werde ich beständiger
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Beständigkeit
  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag beständiger werde.

Wunderaffirmationen Beständigkeit

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren, die Sukadev Volker Bretz als Wunderaffirmationen bezeichnet:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr beständig. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Beständigkeit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr beständig zu sein.

Gebet für Beständigkeit

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Beständigkeit:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Beständigkeit
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein beständiger Mensch werde
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Beständigkeit mehr und mehr zum Ausdruck bringe

Was müsste ich tun, um Beständigkeit zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Angenommen, ich will beständig sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre beständig, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Beständigkeit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als beständiger Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Vortragsmitschnitt zu Beständigkeit - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Beständigkeit, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.

Weitere Infos

Eigenschaften im Alphabet vor Beständigkeit

Eigenschaften im Alphabet nach Beständigkeit

Literatur

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